Samstag, 5. April 2014

Nachbarn.

Ahoisen everybody

Ich update euch mal mit Geschehnissen aus dem hohen Norden. Es ist inzwischen das zweite Wochenende am Stück, dass ich in Dornum verbringe und inzwischen bin ich mir nicht mehr so sicher, ob mir das tatsächlich gut tut.
Mein Schlafrythmus verlangt von mir ein minimales Pensum von 12 Stunden Schlaf am Stück ab und wenn ich es dann irgendwann aus dem Bett geschafft habe, haue ich mich meistens mit Zeitung wieder hin, denn der Edeka hat Samstags bis 16 Uhr auf und das ist quasi der einzig wahrzunehmende Pflichttermin an diesem Tag (und mir ist es tatsächlich schon gelungen, abgehetzt vor geschlossenen Türen zu stehen).
Wenn ich also wach und an einem Punkt angekommen bin, an dem ich vor Langeweile anfange darüber nachzudenken, wie es wohl wäre, den Staubsauger zu betätigen, ist die Zeit gekommen mir ne Hose und nen Pulli über (meinen Schlafanzug) zu werfen und die Umgebung zu exploren. Damit habe ich es bisher schon ziemlich weit gebracht, nämlich bis in den Nachbarort Schwittersum beispielsweise oder auch in der anderen Richtung bis zu so ner Kreuzung, vorbei am Gruselhaus, bis hin zur Hütte wo mein Lieblingsmessi wohnt.
Wer kennt dieses Problem nicht - zum Glück gibts ja noch Fenster



Er ist weiss Gott nicht der einzige Messi auf dieser Strasse, allerdings scheint er mit seinem Messi-Dasein eine Art liebevolles Verhältnis eingegangen zu sein. Zwar ist die Eingangstür komplett vermüllt und er kann nur den Hintereingang bzw. ein Fenster benutzen, dafür hat er seinen Hof geradezu geschmackvoll und mit Liebe zum Detail mit schönen Dingen „ausgestattet“. Da finden sich neben den obligatorischen Keramik-Möven aber auch Kermaik-Katzen- und Frösche, beispielsweise auch Vögelhäuschen in diversen Größen und Ausführungen, Windspiele, Dinge, die ich nicht identifizieren kann, die mir aber irgendwie aus dem Matheunterricht der 3. Klasse bekannt vorkommen, dekorativ hingeworfene rostige Raviolidosen und viele schöne Pflanzen und anderes Grünzeug. Das schönste ist eigentlich der Spiegel neben der Eingangstür, der wohl von der Tür selbst ablenken soll.

Keramikfiguren - wer was auf sich hält, präsentiert sie in Form eines Altars.




Der Lieblingsmessi ist übrigens auch nicht der Einzige in der Strasse, der eine Schwäche für Keramik-Kitsch zu haben scheint. Da gibt’s z.B. noch die Nachbarn, die aus ihrem Fenster einen unfassbar schönen Keramikfiguren-Altar gemacht haben und die, die gerne mit ihm konkurrieren wollen und deshalb ihr ganzes Wohnzimmerfenster mit Schafen und Möven vollgebombt haben.







So und wo ich jetzt sowieso gerade bei der Beschreibung meiner Nachbarschaft bin, werde ich euch meine größten Wohnidole nicht vorenthalten. Also wenn man von einer Familie in der Straße behaupten kann, dass sie den absoluten Traum der Privatsphäre geschaffen hat, dann sind es die Zweiquadratmeter-Hansens (so nenne ich sie liebevoll, wenn keiner zuhört). Denen scheint hier eindeutig zu viel los zu sein - okay dazu muss man auch sagen, dass sie direkt an der Hauptstraße wohnen, die täglich von geschätzten 4 Autos und einem Bus befahren wird (und auch nur vor 19 Uhr). Unglücklicherweise befindet sich direkt vor ihrer Türe auch noch die Touribus-für-Billigurlauber-Haltestelle (siehe Foto mit der innovativen Catchphrase „Touristenbus für’n Euro“.. welcher Pauschalurlauber springt da nicht sofort auf) – von daher kann ich sehr gut verstehen, dass sich die Hansens zur Wahrung ihrer Privatsphäre im Garten eine Alternativlösung einfallen lassen mussten. 
Der Urlauberbus für'n Euro - hier wird keiner ausgeschlossen.


Die Idee einen zwei Quadratmeter großen viereckigen Verschlag, hermetisch versiegelt durch Holzpalisaden mitten in den Garten zu bauen war wohl der Geistesblitz ihres Lebens und könnte sie hier noch einmal ganz groß rausbringen. Denn dieser, nennen wir es mal „Holzzwinger“, ist nicht nur sehr unauffällig sondern zudem auch sehr praktikabel und gemütlich. So bietet das Raumwunder, wenn man den 1.5 qm großen ebenfalls im Zwinger befindlichen Grill und Sonnenschirm von der Gesamtfläche abzieht, mühelos Platz für ca. 1 Klappstuhl und eine Gießkanne o.ä.. Die maximale Privatsphärenleistung wird somit noch einmal gesteigert, denn nur entweder der Herr oder die Frau Hansen kann im Holzzwinger alleine im Schatten abchillen und sich auf dem riesen Grill ein Würstchen braten oder so.

Uhhh und es ist knapp vor Edeka-Time – ich muss wech. Die Geschichte von meinem Friedhofsbesuch hat auch Zeit bis zum nächsten Mal.


Ahoi ich wünsch euch was,
die Lisa