Samstag, 28. April 2012

liebe, love, peace und ich. Geil!

So!
Letztes wochenende war hier in Niteroi ein "caminho da paz" also sozusagen ne Demo für Frieden...es ging aber nicht, wie von mir angenommen um den Weltfrieden, sondern "nur" um den Frieden in Niteroi (ziemlich egozentrisch wie ich finde, aber jut =).
wider erwarten war da richtig viel los und man konnte die menschenmenge schon von weitem erkennen, denn sie hatten alle etwas gemeinsam: ein WEIßes Oberteil...was hatte die Lisa an: ein dunkelblaues (man könnte sagen, fast schwarzes) Kleid. Top Voraussetzung um dann dieser "friedlichen" Demo beizuwohnen - aber jut..meine haut- und haarfarbe schien dann doch genug weiß zu sein, denn ich wurde nett in die gemeinschaft aufgenommen. bei den sprechchören hab ich dann auch aktiv mitgemacht und mich als ziemlich guten "AUCH" bewiesen, denn obwohl ich keine ahnung hatte, was genau gerufen wurde, geschweige denn, was für ne bedeutung die parolen in deutsch hatten, ich war ziemlich schnell die lauteste unter den 500 teilnehmern. nach ner halben stunde fings dann an zu regnen und die veranstaltung löste sich auf. das bringt mich auch direkt zu einem wichtigen thema: die wetterfühligkeit der brasilianer.
ihr müsst wissen: sommer und winter sind hier praktisch identisch was die temperatur angeht. immer so um die 25° bis 30°C und meist hohe luftfeuchtigkeit. im winter gibt es weniger regentage, dafür droppen die temps tagsüber schonmal auf 25°, was für den brasilianer allgemein schonmal als "kalt" eingestuft wird. nachts können auchmal temperaturen unter 19°C gemessen werden, was für den brasilianer als "eiskalt" gilt. bei diesen temperaturen sind auf jeden fall schal, mütze und evtl sogar handschuhe nötig, wenn man noch bis 21uhr draußen sitzen will. ansonsten sind zu dieser "winterlichen" jahreszeit tätigkeiten wie den ganzen tag daily soap im fernsehn anschauen oder mit klamotten in die sauna gehen sehr beliebt, aber darauf werde ich ein ander mal näher eingehen. worauf ich jetzt hinaus will ist, dass es quasi keine Jahreszeiten gibt, die leute sich aber so verhalten als wäre der "sommer" die einzig lebenswerte zeit des jahres und die zweite hälfte, der sog. "winter" zu nichts zu gebrauchen. Nunja und deshalb sind die Strände im Winter hier leergefegt, auch wenn es 25grad hat und die Sonne knallt...und genau deswegen gehen die Leute auch schnell ins Haus wenns regnet, denn es ist ja WINTER! Ich habe mich in der letzten Woche intensiv mit diesem Fehldenken beschäftigt und glaube ich habe das Rätsel gelöst. Kinder lernen hier in der Grundschule angeblich, dass es auf der ganzen Welt vier Jahreszeiten gibt. Ja auch die Kinder die im Amazonas leben (hallo..TROPISCH?!). Nunja und die Symbole für die Jahreszeiten haben sich die Brasilianer einfach mal ganz gewitzt von den Europäern und anderen "gemäßigte Breiten"-Völkern abgeschaut: Sommer = Sonne, Herbst = welkes Ahornblatt (!), Winter = Schneemann oder Eiszapfen (!!!) und Frühling = Blumenfeld. Soviel zum Winter-Sommer-Paradoxon in Brasil.
Das Wochenende ansonsten war eher familiär in allen möglichen Formen, denn ich wurde stets von irgendwelchen Eltern von Freunden empfangen und immer wurde ich behandelt wie die Queen oder zumindest das verlorene Kind. Ja auf dem einen Fest wurden extra für mich Kartoffeln und deutsches Bier bereitgestellt..also ich kann mich nicht beschweren.

Dann habe ich heute eine weitere sehr interessante Erfahrung gemacht: jaa leute, ich war das erste mal im beauty-salon, bzw. beim friseur (ob hochsteckfrisur oder intim-waxing, hier wird alles erledigt). aber ihr braucht euch nicht die hände zu reiben..ich bin noch nich soweit (und werde es auch niemals sein)..ich hab die milla nur begleitet, die sich da regelmäßig ihre augenbrauen zupfen lässt (haha) und sie so meinte "komm mit lisa, das könntest du auch gebrauchen" (whaaat?). ich dachte es ging um etwas lebenswichtiges und zack stand ich auch schon im "salon Werner" - so hieß der laden zu allem überfluss auch noch. Drin war einiges los - etwa 30 mitarbeiterInnen, wobei nur etwa 15 was zu tun hatten, der rest stand rum und hat geguckt, oder zur abwechslung auch manchmal gegrinst. das habe ich nämlich auch beobachtet: es scheint hier eine regel zu sein oder so, dass in einem laden immer soviele Mitarbeiter wie Quadratmeter zur Verfügung stehen..die Rechnung ist recht einfach: 30qm = 30 Mitarbeiter, 10qm = "nur" 10 Mitarbeiter usw. Also mit Arbeitslosigkeit kann dieses Land keine großen Probleme haben!
Zurück zum Beauty-Werner - zu unserem "Glück", oder wie man es nennen mag, hatte der ausgerechnet heute sein 10Jähriges Jubiläum. Dies bedeutete anstatt dem gewöhnlichen Geplänkel war da am Eingang ein (ganz großartiger wie ich fand) DJ namens "DJ Boy" stationiert, der nicht nur die fettesten brasilianischen Hits aufgelegt hat (featuring Michel Telo und collegas), sondern auch noch von ner superkrassen Lichtanlage unterstützt wurde, die den ganzen Salon zur Disko umwandelte. Ehrlich gesagt wusste ich nicht, ob ich tanzen, weinen oder blitzschnell den Laden verlassen sollte. Die Kundenabfertigung funktionierte so ein bißchen wie im Bürgeramt. Man zieht ne Nummer und wird dann im ganzen Salon Werner mit einem Mikrofon ausgerufen, wenn man dran ist. Zumindest habe ich mir das so zusammengereimt, könnte aber auch gut sein, dass zur Feier des Tages ne Runde Bingo gespielt wurde. Als Milla dann nach etwa 15min fertig war, war ich fast ein bißchen traurig diesen Ort wieder verlassen zu müssen, denn gerade hatte DJ Boy alle Register gezogen und sogar die Lockenwickler-Dame von gegenüber klimperte im Takt mit ihren künstlichen Wimpern.


SO und das nächste Mal erzähl ich euch, wie Keuchhusten in Brasilien behandelt wird. Ahoi.

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